Münzfotografie

Ein Foto von einer Münze zu erhalten, auf welchem das Bildresultat dem nahe kommt, was das menschliche Auge sieht, ist ein nicht so einfaches Unterfangen.
Durch eine ungünstige (einseitige) Ausleuchtung kann auf dem Foto ein durchaus völlig verfälschtes Abbild der Münze entstehen. Details im Münzbild können verschwinden oder die Münze wirkt auf dem Foto deutlich schlechter erhalten, als sie es in der Wirklichkeit ist.

Negativbeispiel:
Beide Aufnahmen entstanden binnen weniger Sekunden mit den gleichen Einstellungen, die Münze wurde nur ein wenig anders ins Licht gedreht.

Münze links: Tageslicht - Sonne direkt von links, Münze scheint rauher, Jupiter scheint kräftiger, Gesicht zu erkennen, Blitzbündel in Jupiters rechter Hand mit scheinbar nur 2 statt 3 Zacken
Münze rechts: Tageslicht indirekt, Münze scheint glatter, Jupiter wirkt schmaler, Gesicht scheint teilweise zu fehlen, dafür hier Blitzbündel mit 3 Zacken voll erkennbar

Keine der beiden Abbildungen ist perfekt. Zur besseren Darstellung müsste die Münze von mehreren Seiten ausgeleuchtet werden.


Positivbeispiel:
Ausleuchtung von 3 Seiten mittels gefiltertem Kunstlicht im Fotozelt


Die Lichtfarbe spielt eine weitere wichtige Rolle. Fast alle modernen Digitalkameras verfügen über die Funktion eines manuellen Weißabgleiches, welcher vor dem Fotografieren vorgenommen werden sollte (Bedienungsanleitung Kamera beachten).

Negativbeispiel:
Durch zu scharfe ungefilterte Ausleuchtung und fehlenden Weißabgleich wirkt die Münze entpatiniert und glänzt gelblich.


Positivbeispiel:


Der Einsatz von Blitzlicht ist in der Münzfotografie oft nicht von Vorteil. Gute Bilder werden unter etwas diffusem und nicht zu direktem Sonnenlicht erzielt. Wenn man die Münze schräg zur Lichtquelle und die Kamera etwas schräg zur Münze ausrichtet, können störende Lichtreflexionen vermieden werden und die Abbildung der Münze wirkt durch die Schlagschatten auf dem Foto eventuell etwas plastischer. Direktes Licht von oben (Münze liegt flach auf dem Boden, eine Lichtquelle befindet sich direkt darüber) lässt die Münze hingegen flach und konturloser erscheinen.

Die Blendeneinstellung der Kamera sollte höher und die ISO-Empfindlichkeit möglichst gering eingestellt werden. Dabei empfiehlt sich das Verwenden eines Statives und der Selbstauslöserfunktion der Kamera oder das Verwenden einer Fernbedienung.
Sollte die Kamera über eine Makro-Funktion verfügen, darf die Aktivierung dieser nicht vergessen werden, damit die Aufnahme möglichst recht nah an der Münze erfolgen kann und das Foto dabei nicht unscharf wird.

Manche durchaus auch ältere Tiefbettscanner erzielen recht gute Ergebnisse, wenn man eine Münze ohne großen Aufwand abbilden will. Flachbettscanner erzeugen wenig Tiefenschärfe und sind daher für diesen Zweck eher ungeeignet. Vor allem bei Münzen mit großen Profilhöhenunterschieden im Münzbild oder bei gewölbten Münzen kommen sie schnell an ihre Grenze, da sie nur die Bereiche der Münze scharf abbilden, die wirklich ganz direkt auf der Glasplatte des Scanners aufliegen.

Weiße und einfarbige Hintergründe ermöglichen das konzentrierte Betrachten der Münze ohne Ablenkungen vom Münzbild.


Ein mehrfarbiger Bildhintergrund kann leicht von der Münze ablenken, wenn er zu unruhig ist. Das Gesamtbild sollte harmonisch wirken. Durch das geschickte Spiel mit Licht und Schatten oder mit Farbkontrasten können trotzdem reizvolle Münzaufnahmen auf mehrfarbigen Hintergründen gestaltet werden.



Die Abbildung der Münze in der Hand kann dem Betrachter für das Ausbilden einer konkreteren Vorstellung über die Größe der Münze dienlich sein.


Die Verwendung eines Lichtzeltes ist ein fast unverzichtbares Hilfsmittel für gute Ergebnisse bei der Münzfotografie unter Kunstlicht.


Fotostrecke - Anleitung zum Eigenbau eines low budget Fotozeltes / Lichtzelt:

Unterteil: transparenter quadratischer Kunststoff-Deckel (hier einer Weihnachtskugelverpackung) - eine Seite abgeschnitten, 2 Seiten gekürzt, darauf schwarzes Papier geklebt - graues Papier wäre als Kontrast vielleicht noch besser - es bringt die Farbe der Münzen natürlicher zur Geltung.




Extreme Licht-Schatten-Kontraste sowie störende Reflexionen können mit einem einfachen Hilfsmittel (einem sogenannten Diffusor) reduziert werden. Um das direkte harte Licht je nach Bedarf weicher zu machen bzw. zu brechen oder um es filtern zu können, wurden verschiedene Papiere einfach laminiert (Butterbrotpapier/Pergament einfach und mehrlagig als Diffusor, farbige dünne Papiere für Farbtoneffekte).


Die flexiblen Folien können dank der Spannkraft der Folie simpel über dem Untergestell vor den Leuchten durch einfaches Biegen und Einstecken gebogen fixiert werden.


Als Leuchtmittel werden kaltweiße LED-Leuchten mit einem hohen Blauanteil verwendet. Warmweiße Leuchtmittel haben einen hohen Gelbanteil, der sich ungünstig auf die farbechte Wiedergabe auswirken kann.


Die Münze kann nun direkt senkrecht vor dem schwarzen Hintergrund aufgestellt abgelichtet werden. Rollt die Münze weg, kann man sie mittels Knetmasse oder wie hier mit einer gebasteltetn Auflage fixieren. Eine Verpackung einer SD-Speicherkarte wurde dazu einfach aufgeklappt und der Hintergrund mit schwarzem Papier versehen.